Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in dieser Woche bei einer afrikanischen Botschaft: Der Botschaft der Republik Ghana in Berlin.

Ich habe M. begleitet,  M. ist ausreisepflichtig. Er habe keine Asylgründe, heißt es. Deshalb wurde ihm die Arbeitserlaubnis entzogen, schon seit mehr als einem Jahr. Einen Arbeitsplatz hätte er gehabt, er ist zuverlässig, freundlich, stark und hilfsbereit und hochmotoviert. Nach jedem Praktikum wurde ihm das bescheinigt.

„Was er tun könne, um hier nicht nur gelangweilt rumzusitzen?“ Er habe „eine Mitwirkungspflicht“, hieß es bei der Ausländerbehörde in Bergisch Gladbach. Er solle sich um einen Pass seines Heimatlandes Ghana bemühen.

M. hat zwar nie einen Ausweis von Ghana besessen und ist vermutlich auch nicht in Ghana geboren. Trotzdem hat er Angst. Was ist, wenn sie ihm trotzdem einen Pass ausstellen? Er kennt niemanden dort, hat keine Familie mehr. Afrikaner rechnen wohl damit, dass mit Geld alles erreicht werden kann, auch bei Behörden.

Ich ermutige ihn, es trotzdem zu tun. Schon um dieses Rumsitzen zu beenden. Und biete ihm meine Begleitung an.

Auf der Botschaft stellt sich heraus, dass von der hiesigen Ausländerbehörde gar keine Nachfrage vorliegt. Man hat auch verpasst, ihm ein Formular mitzugeben.

Also setze ich den gewünschten Text handschriftlich in Englisch auf. Die Mitarbeiterin der Botschaft stempelt ihn ab: M. ist kein Bürger von Ghana. Die Erleichterung ist groß! Wir machen uns noch ein paar schöne Stunden in Berlin.

M. mag Berlin. Ich zeige ihm das Holocaust-Mahnmal, das Brandenburger Tor und den Bundestag. „Die Deutschen mögen Hitler nicht,“ sagt er, das hat er im Berufskolleg gelernt. Immerhin: Das ist ein Anfang.

Ob die Ausländerbehörde jetzt die Arbeitserlaubnis erteilt? Der Arbeitsplatz wurde leider inzwischen andersweitig besetzt. Am liebsten würde M. im Straßenbau arbeiten. Pflaster legen, das hat ihm Spaß gemacht im Praktikum. Weiß jemand kurzfristig eine Stelle? Gerne auch zur Aushilfe.

Offen ist noch, ob die Ausländerbehörde M. einen neuen Ausweis ausstellen wird, in dem „Togo“ als Heimatland angegeben ist. Dann würde wieder alles von vorne anfangen: Entzug der Arbeitserlaubnis, … usw.

Wie teuer soll das dann noch werden für den Steuerzahler? Er stört hier niemanden. Im Gegenteil! Hochmotivierte, arbeitswillige junge Männer sind rar geworden in Deutschland.

Ich wünsche M. von Herzen eine gute, gelingende Zukunft in Deutschland!

von Cornelia Seng