Bericht vom Gottesdienst mit der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ zum 1. Advent 2017

Vielleicht wird sich der eine oder andere fragen, ob das zeitlich passt: Ausgerechnet am 1. Advent ein Gottesdienst, bei dem es um die Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Wermelskirchen“ geht. Was hat das mit dem bevorstehenden Christfest zu tun?

Schaut man ein wenig genauer hin, stellt man fest, dass Jesus auch Flüchtling war. Als König Herodes herausbekam, dass es ihn gab, schickte er seine Soldaten, die ihn ermorden sollten. Wer will schon einen Königssohn haben, der nicht der eigene ist! Maria und Josef konnten noch schnell genug mit Jesus nach Ägypten fliehen. Das Massaker in Bethlehem konnten sie nicht verhindern. (Neues Testament, Evangelium nach Matthäus, Kap. 2, Verse 1 – 18). Auch wenn dieser Bericht im heutigen Gottesdienst nicht Thema war, sollte einen das nachdenklich stimmen, denn die Geschichte wiederholt sich.

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Sehr passend ist aber auf jeden Fall, dass Advent aus dem Lateinischen stammt und Ankunft bedeutet. Gott kommt an bei uns Menschen. Weihnachten ist das alles entscheidende und alles verändernde Fest. Es geht um den Wandel vom Dunkel zum Licht, Gott lässt uns nicht allein. Von der ständigen Beschäftigung mit uns selbst und all den Sorgen und Problemen verhilft er uns hinein in die Freude über das Leben, ein Leben im Vertrauen auf ihn.

Wie so ein Leben in Freude und Vertrauen gelingt, darüber sprach Pfarrerin Cornelia Seng in ihrer Predigt. Sie hatte sich dafür den Lobpreis der Maria ausgesucht. Maria ist damals eine unbedeutende junge Frau. Sie hat keine besonderen Fähigkeiten, ist auch nicht frömmer oder gebildeter als andere, es wird nicht davon gesprochen, dass sie aus einer außergewöhnlichen Familie stammt. Sie ist einfach nur eine junge Frau. Warum Gott ausgerechnet sie ausgesucht hat, dass sie den versprochenen Retter zur Welt bringen soll, selbst darüber gibt es keine Information. Besonders sind in ihrem Gotteslob allerdings vier Aspekte:

Gesehen werden, Ansehen, Gott sieht uns an, konkret erst einmal Maria, aber grundsätzlich uns alle und nimmt uns als Gegenüber wahr.

Wertschätzung, Gott traut uns etwas zu, wir sind keine anonymen „Nummern“.

Barmherzigkeit, dieses Stichwort ist für uns Christen schon gar nichts Besonderes mehr. Aber was heißt das eigentlich konkret? Barmherzigkeit bedeutet, dass man Fehler machen darf und dass einem das nicht sofort angekreidet wird, dass man Gelassenheit darüber entwickeln kann. Das beinhaltet ganz besonders auch Freundlichkeit. Natürlich bekommt man dadurch nicht den Freifahrtschein, sich gehen zu lassen. Aber es ist wichtig, sich nicht zu verbiegen.

Sympathie, Gottes Sympathie mit den Schwachen. Gott schlägt sich in Jesus auf die Seite der Leute, die im Leben nichts zu lachen haben oder die man meidet. Jesus identifiziert sich mit Kranken, Fremden, Schwachen, sie bekommen Wertschätzung durch Jesus.

Als Pfarrerin Cornelia Seng mit Annegret Napiwotzki über das Thema des Gottesdienstes sprach, hieß es, es ginge um Nachfolge Jesu.

Martin Luther hatte dazu ein wunderbares Zitat, in dem es darum geht, Gottes Licht, Gottes Liebe zu reflektieren wie die Sonne auf einer Spiegelscherbe. Und so handelt es sich um das unausgesprochene Konzept von „Willkommen in Wermelskirchen“: Gottes Sympathie mit den Schwachen, Barmherzigkeit, Wertschätzung und Ansehen, gesehen werden. Sehr beeindruckend war in diesem Zusammenhang das Statement eines Syrers, der inzwischen den Lehrauftrag an der Uni Köln bekommen hat. „Am Anfang waren wir nur Flüchtlinge. ‚Willkommen in Wermelskirchen‘ hat in uns die Menschen gesehen, wir sind zu Mitmenschen geworden“.

Die ganze Predigt zum Anhören gibt es hier:

http://efg-wermelskirchen.de/index.php/gemeindeleben/predigten

Fotos und Text von Stefanie Hauck