Heute war ich mit M. in der Ausländerbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Gut zwei Jahre ist M. jetzt hier in Wermelskirchen. Da er noch minderjährig war, genoss er zwei Jahre lang Schutz. Im vorigen Monat ist er 18 Jahre alt geworden. Jetzt soll er zurück nach Afrika. Da er von klein auf mit seiner Mutter in vielen afrikanischen Länder gelebt hat, weiß er aber gar nicht wohin und in welches Land eigentlich. Familie hat er nirgendwo. Nirgends ein Zuhause.

Gerade wurde hier in Wermelskirchen ein Praktikumsplatz mit Aussicht auf eine Lehrstelle gefunden. Aber weil M. jetzt ausreisepflichtig ist, hat die Behörde ihm schon einmal die Arbeitserlaubnis entzogen. Solange soll er rumsitzen und warten, bis irgendein afrikanisches Land gefunden wurde, in das man ihn abschieben kann. Nachdem er gut zwei Jahre in Deutschland Schulbildung genossen hat und sich gerade unheimlich auf die Ausbildung freut.

Nein, das möchte ich so nicht!

Ich möchte, dass junge Menschen eine faire Chance auf einen Platz im Leben haben.

Was spricht dagegen, dass M. eine Lehre macht und den Nachwuchsmangel im Handwerk ausgleicht? Was spricht dagegen, dass er nach zwei Jahren genossener Schulbildung irgendwann auch Steuern zahlt in dem Land, das ihn ausgebildet hat?

Ich möchte in einer menschenfreundlichen und mitfühlenden Gesellschaft leben. In der das Menschsein wichtiger ist als „Deutsch“ zu sein. In der es zählt, ob du dich an Recht und Gesetz hältst, aber nicht, welche Hautfarbe, Kultur oder Religion du hast.

Zum Glück ist M. ernsthafter Muslim und ich konnte ihn trösten mit der biblischen Erkenntnis: „Gott ist groß! Er wird Wege finden!“ Bei Paul Gerhardt hieß das: „Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann!“