Von Jochen Bilstein

Es sind zwei Texte zum Thema Flucht, die mich in den letzten Tagen berührt haben. Zum einen der Kommentar von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung vom 15./16. Juni, in der er feststellen muss, dass die „unfrohe Botschaft zu Beginn des 37. Evangelischen Kirchentages“ die ist, dass  Entscheidungen von Bundesinnenminister und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge das Kirchenasyl ausgehebelt haben. 2019 wurden bisher nur 1,4 % der Fälle anerkannt, zwei Härtefälle noch einmal überprüft. Für die Entscheider ist nicht mehr gültig, was der Jurist M.-E. Geis vor 20 Jahren formuliert hat, dass Kirchenasyl ein unverzichtbares Regulativ des Rechtsstaats auf der Suche nach Gerechtigkeit sei. Aber  Heribert Prantl, Journalist und Jurist, erklärt am Ende seines Kommentars auch : „ Es wäre befremdlich, wenn die Kirchen ihren Protest deswegen zähmen würden. Es geht um den Kern ihres Selbstverständnisses.“   

Einen zweiten Text empfehle ich zur Lektüre, „Refugees Worldwide 2 – Neue Reportagen“. In dem Bändchen schreiben Journalisten über Schicksale von Flüchtlingen in aller Welt. Die kanadische Journalistin Karen Connelly berichtet zum Beispiel über eine syrische Frau, die in Kanada Schutz gefunden hat und schreibt angesichts der auch uns immer wieder von Geflüchteten gestellten, oft „niederschmetternden“ Frage „Können Sie uns helfen“ : „Angesichts der Gewalt, die so viele Menschen an Körper und Seele erleiden, kann eine einzelne Person, eine Gruppe oder ein ganzes Land mit der Patenschaft für einen Geflüchteten oder eine größere Flüchtlingsgruppe viel dafür tun, um den geradezu pathologischen Zustand der Starre zu überwinden. Darin liegt der Wert dieses bescheidenen Tuns, das an der Ursache leider nichts ändern kann: Wenn wir menschlich handeln, verhindern wir die zerstörerische Wirkung jener Abstraktionen, derer wir uns bedienen, um uns die Zumutungen der Wirklichkeit vom Hals zu halten.“

Ich denke, dass in genau den Worten von H. Prantl und K. Connelly ein Appell an uns von „Willkommen in Wermelskirchen“   enthalten ist, nicht mutlos zu werden angesichts des staatlichen Handelns und in jedem Flüchtling zuerst den ganz eigenen Menschen zu sehen, der unserer Hilfe und unserer Solidarität bedarf.