Ich bin gegen Ausgrenzung: z. B. gegen Ausgrenzung von Menschen, die einen anderen Glauben haben. Ich bin gegen Vorverurteilungen: z. B. von jungen Flüchtlingen, vor denen Frauen Angst haben müssten. Und ich bin gegen Vorurteile, z. B. das Vorurteil, dass alle Flüchtlinge, alle Nordafrikaner, … , gleich seien.

Mir liegt daran zu verstehen, was den Einzelnen bewegt, der vor mir steht.

Deshalb bin ich zum Abend „Christen in der AfD“ gegangen, obwohl mich die rechtsnationalen und populistischen Auftritte der Parteiführung abschrecken.

Was beschäftigt jemand, sein Christsein in der AfD zu thematisieren?

Ich habe verstanden, dass es zum Teil persönliche, biografische Enttäuschungen sind. Enttäuschungen darüber, dass man mit einer persönlichen Entscheidung nicht verstanden wurde in der Kirche.

Ich kann auch verstehen, dass man es mit der Angst zu tun haben kann vor Veränderung in unserem Land durch die Zuwanderung. Und dass man schließlich meint, nur noch zu retten zu können, was noch zu retten ist.

Aber kann man deshalb guten Gewissens als Christ in der AfD sein?

In einer Partei, die den Schulterschluss mit erschreckend rechtsnationalen Parteien in Frankreich und Holland sucht? Und Fehleinschätzungen der deutschen Geschichte bei ihren Mitgliedern immer wieder hinnimmt?

Ich meine entschieden „nein“! Christen haben sich an Jesus Christus auszurichten und an dem Wort der Heiligen Schrift. Und wem Christus über alles geht, dem kann „Deutschland nicht über alles gehen“, auch nicht sogenannte Werte und kein Führer. Das haben die Väter der Bekennenden Kirche in der „Barmer Theologische Erklärung“ 1934 eindrucksvoll formuliert.

Jesus Christus, nach dem Christen sich allein zu richten haben, sind die Menschen in seiner Umgebung „über alles“ gegangen. Ausgegrenzte Betrüger wie die Zöllner, ausgenutze Frauen und ausgesonderte Kranke. Er hat die Menschen vom Rand der Gesellschaft wieder in die Mitte der Gemeinschaft geholt. Er hat ihnen wieder Verbindung zum Leben und zu Gott verschafft. Durch seine Zuwendung und Achtung hat er ihnen die Menschenwürde zurückgegeben.

Immerhin geben die Vertreter der hiesigen AfD zu, dass wir hier in Wermelskirchen „ohne Probleme“ mit Flüchtlingen zusammenleben. Keine Schauergeschichten sind bei uns zu erzählen! Keine Übergriffe.

Hier in Wermelskirchen finden Flüchtlinge viele engagierte Menschen, die ihnen ohne Angst begegnen. Menschen, die sie nicht pauschal vorverurteilen. Die ihnen nicht pauschal das Recht hier zu sein absprechen und sie ausgrenzen. Sie treffen hier viele Menschen, die ihnen freundlich begegnen, einfach als Mitmenschen. Eben etwa so wie Jesus mit Menschen umgegangen ist. Menschen, die es wagen, grundsätzlich in Verbundenheit zu leben.

Ohne diese grundsätzliche Mitmenschlichkeit steht das Christsein in Frage. Und das Bekenntnis zu Jesus, dem allein ein Christ zu folgen hat. 
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