Ein Bericht von Wolfgang Horn
Wermelskirchen | Gestern Abend versammelten sich mehr als zwanzig Menschen im Gemeindehaus am Markt, um einen ungewöhnlichen Vortrag anzuhören und zu diskutieren: Es ging um Guninea, um die Menschen, die Geschichte Guineas, die Lebensbedingungen dort, die ethnischen Auseinandersetzungen und die polititsche Lage. Eingeladen hatte die Initiative für Flüchtlinge und Asylsuchende „Willkommen in Wermelskirchen“. Denn auch in Wermelskirchen leben Geflüchtete aus Guinea und über deren Fluchtursachen ist bislang wenig bekannt.
„Warum suchen Afrikaner Schutz und Hilfe in Deutschland?“ Dieser Frage ging Barbara Ginsberg von der Flüchtlingshilfe Velbert nach. Ausschnitte aus einem französischsprachigen Film über die Schwierigkeiten beim Transport von Medikamenten im Land illustrierten die Mühen des Alltags in dem westafrikanischen Land. Dabei, so Ginsberg, gab es in Guinea bis in die Mitte der achtziger Jahre eine leidlich funktionierende Infrastruktur, ausreichend Bildungseinrichtungen und es herrschte Vollbeschäftigung. Nach dem Tod Sekou Tourés, des ersten Staatspräsidenten nach der Unabhängigkeit, herrschte eine Militärdiktatur und versank das Land in einem gewalttätigen Bürgerkrieg. Die Bevölkerung ist arm, die Analphabetenquote ist hoch und der Bildungsstand niedrig. Dass Land wird autoritär regiert und unterschiedliche Volksgruppen bekämpfen sich wechselseitig.
Vier junge Männer aus Guinea, die mittlerweile in Wermelskirchen leben, konnten an der Veranstaltung teilnehmen und mitdiskutieren, weil Barbara Ginsberg deren in fließendem Französisch vorgetragene Beiträge und Schilderungen ins Deutsche sowie die Fragen aus dem Teilnehmerkreis ins Französische übersetzte.
Für ein derart schwieriges Thema, das zudem so sehr weit ab von den Alltagsproblemen der Wermelskirchener liegt, hatten sich erstaunlich viele Interessierte eingefunden. Und es entspann sich eine rege Diskussion. Man war sich einig darüber, daß Flüchtlinge unbedingt die Chance haben müssen, die deutsche Sprache schnell zu erlernen und Arbeit aufzunehmen beziehungsweise eine Ausbildung zu beginnen. Zudem müsse eine Art „Patensystem“ durch hiesige Helfer die Geflüchteten vor behördlicher Willkür schützen und einen Weg durch die Bürokratie bahnen.
Eine rundum gelungene Veranstaltung von „Willkommen in Wermelskirchen“. Mal wieder. Ein Lehrstück, wie die Zivilgesellschaft jenseits von Politik und Verwaltung Menschen zusammenführt, Hilfe leistet und Unterstützung organisiert. Wie Menschen aus Westafrika in Wermelskirchen eine neue Heimat finden.