Am heutigen Sonntag fand nun das Trassenfest statt

Beginnend um 10:30 Uhr mit einem Open-Air-Gottesdienst unter dem Thema

„Wo die Liebe wohnt, da ist Gott!“

Die beinahe 150 Besucher wurden nicht enttäuscht. Es wurde viel gesungen und erzählt.

Cornelia Seng erzählte unter anderem die Geschichte von Martin, dem Schuster

„Wo die Liebe wohnt, da ist Gott!“
– das ist auch der Titel einer Geschichte von Leo Tolstoi.

Martin ist alt geworden. Seine Frau ist gestorben, und auch seinen einzigen Sohn hat eine ansteckende Krankheit dahingerafft.

Jetzt lebt er ganz allein in seinem Zimmer, das ihm gleichzeitig als Werkstatt dient. Martin ist Schuster.

Aber wofür ist Martin jetzt eigentlich noch auf der Welt? Hat sein Leben überhaupt noch einen Sinn?
Man muss nicht erst alt werden, um sich diese Frage zu stellen. Arbeite ich wirklich das ganze Jahr für diese drei Wochen Urlaub? Oder, noch härter: Arbeite ich für diese mickrige Rente? So fragen sich Jüngere.

Worum geht es eigentlich im Leben?

Martin, der Schuster ist auf einen Satz aus der Bibel gestoßen. Jesus sagt da: „Was ihr getan habt einem meiner Brüder, die in der Welt wenig Wertschätzung erfahren, das habt ihr mir getan!“ (Jesus weiß natürlich, dass es niemandem schwer fällt, den einflussreichen und angesehenen Leuten in der Stadt einen Gefallen zu tun!)

Der Schuster Martin in Leo Tolstois Geschichte lässt sich auf die Aufforderung Jesu ein und probiert es aus: Dem alten Stephan, dem das Schneekehren schon richtig schwer fällt, bietet er eine Tasse Tee an. Der jungen Mutter mit dem Kind auf dem Arm, die friert, weil sie viel zu dünn angezogen ist, gibt er eine Decke mit. Den Streit der Marktfrau mit dem Jungen, der einen Apfel klauen wollte, schlichtet er und versöhnt die beiden.

Damit tut Martin bestimmt nichts Weltbewegendes, es sind ganz und gar keine Heldentaten.
Er tut einfach nur das Nächstliegende. Ganz einfache, selbstverständliche Dinge. Ohne großartig darüber nachzudenken.

Im nächsten Jahr feiern wir 500 Jahre Reformation. Zur Zeit Martin Luthers waren die sogenannten „guten Werke“ ein wichtiges Thema. Wie kriegt man das hin, ein „guter Mensch“ zu sein und „gute Werke“ zu tun?

Martin Luther hat einmal geantwortet: „Die Scheibe eines Spiegels, die in der Sonne liegt, wird automatisch die Sonne reflektieren, oder?“ Genauso ist es mit unserem Leben. Wer von der Liebe Gottes getroffen ist, wird diese Liebe weitergeben. Ganz automatisch. Ohne groß darüber nachzudenken.

Die Liebe Gottes zu uns Menschen ist die Quelle aller Liebe.

Um „gute Werke“ zu tun, da war sich Martin Luther sicher, braucht man sich nur der Liebe Gottes auszusetzen, genau so wie man sich an einem schönen Tag in die Sonne setzt und das Gesicht von den Strahlen wärmen lässt.

Um sich in Gottes Sonne zu setzen, braucht man übrigens nicht besonders religiös zu sein, im Gegenteil: Allzu viel Religiosität schadet manchmal.

„Religion ist Mensch sein, Mensch sein im Sinne Jesu“, so hat Albert Schweitzer, der Urwalddoktor, gesagt.

Dafür hat Jesus gelebt und schließlich seinen Kopf hingehalten: Dass wir uns Gottes Liebe gefallen lassen. Ob er überhaupt eine neue Religion gründen wollte? Manche Theologen bestreiten das.

Alles, was Jesus gesagt hat, hat mit Gottes großer Liebe zu tun. Gottes Liebe führt dazu, dass wir dem Nächsten ein Mitmensch werden.

Kein Mensch ist dafür geschaffen, für sich alleine zu leben. Niemand ist eine Insel.
Gott will, dass Menschen mit- und füreinander leben. Zum Leben in der Gemeinschaft von Menschenbrüdern und Schwestern hat er uns geschaffen.

Wir sollten aufhören mit einem Lebensstil, der nur für unser eigenes Wohl Sorge trägt. Auch mit noch mehr Konsum werden wir nicht glücklich. Und ein weiteres paar Schuhe mehr im Schrank bringen wirklich nichts.

Lasst uns diese Welt zu einem Ort machen, an dem wir füreinander und miteinander leben.
Was würde das bedeuten, wenn Deutschland seinen Part im Miteinander in der Weltgemeinschaft übernehmen würde, statt nur an den eigenen nationalen Wohlstand zu denken?

Ob dieser Tag für Martin ein guter Tag war? Der Tag, an dem er es ausprobiert hat, nicht mehr nur „für sich“ zu leben? Der Tag, an dem er eine Tasse Tee geteilt hat, eine Decke verschenkt hat und Frieden gestiftet hat?
Keine Frage! An diesem Tag hat Martins Leben an Tiefe und Sinn gewonnen!

Zu nichts Anderem lade ich ein: Die Worte Jesu ernst zu nehmen und sie auszuprobieren. Sich Gottes Liebe gefallen zu lassen und im Vertrauen darauf zu leben.

Für Zusammenhalt hat uns Gott geschaffen, Zusammenhalt an unserem Ort und für den Zusammenhalt zwischen allen Menschenbrüdern und Schwestern.
Bei aller Unterschiedlichkeit miteinander zu leben, mit allen Unterschieden in der Sprache, Kultur und Religion, das macht das Leben reich und sinnvoll.

„Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da!“ Und sie gilt allen Menschenbrüdern und Schwestern!

Cornelia Seng

 

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Und hier noch ein Film

Ein gelungener Open-Air-Gottesdienst und ein gelungener Stand mit Verpflegung aus Syrien, Pakistan und Bangladesch