Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“. (Albert Einstein)                                                                                    

                                                                                                                            von Cornelia Seng

Abschiebungen kommen für die Betroffenen völlig  unerwartet und gehen selten ohne Gewalt ab.

In der vorigen Woche hat die Ausländerbehörde versucht, eine fünfköpfige Familie aus Wermelskirchen „zu überstellen“. Alle drei Kinder sind noch schulpflichtig. Morgens um fünf Uhr drangen Beamte in ihre Wohnung ein, um sie nach Spanien zu transportieren. Mit einem großen Aufgebot von Mitarbeitern der Ausländerbehörde und der Polizei. Gegen ihren erklärten Willen und gegen alle ihre Hoffnungen. Und mit deutlichen Spuren der Gewalteinwirkung, sichtbar am Körper und spürbar an der Seele. „Ich hätte nicht gedacht, dass das in Deutschland heutzutage möglich ist,“ hat der Nachbar entsetzt über diese Aktion berichtet.

Sie haben sich schließlich widersetzt. Der Vater mit dem Sohn sollten getrennt von Frau und Töchtern in einem früheren Flugzeug fliegen. Da hat er sich geweigert.

Müssen solche Aktionen wirklich sein?

Warum gibt es bei der Ausländerbehörde keinen Sozialarbeiter, der Menschen gezielt berät und begleitet, wenn sie im Moment keine Chance auf ein Leben in Deutschland haben? Warum arbeitet die Behörde nicht mit Organisationen wie der Caritas zusammen? Warum werden die betreffenden Personen nicht sorgsam vorbereitet?

Und was bringt diese ganze Abschieberei? Innerhalb der europäischen Länder erzeugt sie nur Unmut. Sie verursacht wahnsinnig hohe Kosten zu Lasten des Steuerzahlers und richtet großen Schaden an.

Schaden bei den Betroffenen, den Nachbarn, und allen Menschen im Umfeld der betroffenen Familie. Schaden aber auch für die Bundesrepublik Deutschland. Menschen ohne ihre Einwilligung und ohne, dass sie sich etwas haben zu Schulden kommen lassen, gewaltsam zu transportieren, verletzt die Basis des Zusammenlebens in diesem Land. „Wir haben immer Angst, es klopft und die Polizei steht vor der Tür“, sagte mir Abu A. vor kurzem. Wollen wir das wirklich so? Gerade wir Deutschen dürfen uns angesichts unserer Geschichte dieser Art Verletzungen der Menschenwürde nicht erlauben.

„(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

Nein, nicht jeder kann / muss in Deutschland bleiben. Viele machen sich falsche Hoffnungen, kommen mit falschen Vorstellungen über das Leben in Deutschland. Auch aus Wermelskirchen haben Menschen die Heimreise wieder angetreten.

Aber Maßnahmen wie gewaltsame Abschiebungen vermitteln den Eindruck, Deutschland befände sich im Kampf gegen Flüchtlinge.

Wir müssen umdenken!

Statt: „Wie werden wir möglichst viele Menschen wieder los?“  müssen wir denken lernen: „Wie können wir Menschen helfen, ein Leben in Würde zu führen?“

Das entspräche dem Grundgesetz, den Menschenrechten und unserer christlichen Tradition!

Nein, Flüchtlinge sind keine Feinde, wir befinden ins nicht im Kampf. Flüchtlinge brauchen Schutz und Hilfe.

Und Flüchtlinge helfen uns, uns auf das wirklich Wichtige im Leben zu besinnen: Ein vertrauensvolles Miteinander in einer solidarischen Gemeinschaft. Ein Leben in Verantwortung vor Gott und unseren Mitmenschen. Ein gemeinsames Leben auf dieser einen Erde. 

– Ändert euch durch Erneuerung eures Denkens!“ (Rm. 12,2) fordert Paulus die Römer auf. Das ist dringend nötig heute in der Flüchtlingspolitik.