Von Cornelia Seng

Hallo Herr Rehse,

ich behaupte nicht, dass die Aufnahme von Flüchtlingen ein Nullsummen-Spiel ist! Auch nicht für die Stadtkasse! Wenn der Bürgermeister konkrete Zahlen und Summen nennt, haben die sicher ihre Richtigkeit. Die Gelder, die pro Kopf für jeden aufgenommen Flüchtling vom Bund gezahlt werden, reichen wahrscheinlich nicht aus. Ich vermute aber, wir sind nicht die einzige Kommune in Deutschland, der das so geht. Ihr Bemühen um die Stadtkasse in allen Ehren: Es lebt sich trotz allem recht gut in Wermelskirchen.

Mit Zahlen und Finanzen in öffentlichen Haushalten ist das so eine Sache. Bezahlt werden aus den vom Bund zur Verfügung gestellten Gelder zur „Flüchtlingsunterbringung“ auch weitere Arbeitsstellen im Sozialamt. Die sind nötig! Aber: Sind das nun Gelder, die zur Flüchtlingsbetreuung verbraucht werden oder sind das weitere, wertvolle Arbeitsplätze, die dadurch in Wermelskirchen entstanden sind? Oder beides? Es lassen sich leicht noch weitere Beispiele finden.

Sie reden von „Wirtschaftsflüchtlingen“. Diese Wortwahl finde ich inzwischen zynisch im Blick auf sehr arme Menschen. Armut war in der Weltgeschichte immer ein Hauptgrund für Migration. Ich persönlich bin überzeugt, dass wir „Zuwanderung“ in Deutschland brauchen und gestalten müssen. Dabei hilft uns ein „Fachkräftezuwanderungsgesetz“ wenig, weil jemand der in Albanien alte Menschen gepflegt hat, deshalb noch lange nicht den Arbeitsanforderungen in unseren Altenheimen entspricht. Wir werden die Altenpfleger hier schon selber ausbilden müssen. Und so geduldeten, vielleicht ausreisepflichtigen Menschen, eine Chance geben.

Meinen Sie, wenn Sie einmal alt sind und Hilfe brauchen, spielt es eine Rolle ob der Altenpfleger einst aus Marokko oder Albanien kam? Ich wette, Sie sind froh, wenn jemand kompetent helfen kann und freundlich mit Ihnen spricht. Einfach ein Mensch ist, der da ist. Ein „hilfreicher Mitmensch“, wie Jesus sagen würde.

Das erwarte ich von der Politik: Ein dem Grundgesetz gemäß gestaltetes, menschenfreundliches Einwanderungsgesetz. Es geht nicht darum, hier Menschen „durchzufüttern“. Es geht um Arbeitsgenehmigungen für Menschen mit einer „Duldung“.

Ich möchte auch geflüchteten armen Menschen Teilhabe an unserer Gesellschaft ermöglichen, damit sie auf eigenen Füßen stehen können. Dann belasten „Kosten für Flüchtlinge“ auch die Stadtkasse nicht mehr.