VON JOACHIM ZAPPE

Wenn Ramin Dehghani  die Fahrradwerkstatt in der Luisenstraße betritt, sinkt der Altersdurchschnitt dort deutlich ab. Die meisten der ehrenamtlichen Rad-Tüfftler,  die in Nicht-Corona-Zeiten in den Räumen der ehemaligen Bäckerei Eppking zusammenkommen, sind meist mehr als 20 Jahre älter als der 47jährige Iraner, der dort seit 2016 regelmäßig aushilft.

Dort, in der Luisenstraße, begann Ramin im Kreise seiner deutschen Rentner-Kollegen, seine eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben. Im November 2015 flüchtete er aus seiner Heimatstadt Teheran über die Balkanroute nach Deutschland. Schon einen Monat später landete er in Wermelskirchen und stellte sich wie viele andere Flüchtlinge auch sofort als tatkräftiger Helfer  zur Verfügung. Es gab viel tun in diesen Zeiten großen Zustroms, zum Beispiel im Möbellager der Stadt. In seiner Heimat hatte Ramin als Fahrlehrer beim Militär gearbeitet, eine Tätigkeit, die man in Deutschland nicht ohne zertifizierte Ausbildung ausführen kann. 2016 kam der Iraner dann erstmals zur Fahrradwerkstatt von „Willkommen-in-Wermelskirchen“, wo ihn seine offene, anpackende Art schnell zu einem beliebten ehrenamtlichen Mitstreiter machte. Mit der Reparatur von Fahrrädern für Flüchtlinge und Bedürftige aber drehte Ramin Dehghani für sich selber an der entscheidenden Stellschraube für den Gang in ein neues Berufsleben. Was liegt denn  auch näher, aus dem Ehrenamt einen Job zu machen? So verstärkt Ramin mittlerweile seit Dezember 2018 das Werkstatt-Team vom Zweiradgeschäft Lambeck und fühlt sich wohl dort. Trotzdem hält er während des Lockdowns in der für die Öffentlichkeit geschlossenen Fahrradwerkstatt noch so eine Art „Stallwache“.

Im Privaten hat sich für Ramin nach dem Zuzug der Familie ebenfalls alles zum Guten gewendet. Ehefrau Elham Zolfaghari, die aus Teheran einen Bachelor in Internationalem Recht mitbringt, hilft im Kleiderladen des Kinderschutzbundes aus. Tochter Zjnab bereitet sich schulisch auf eine Ausbildung vor. In Wermelskirchen hält die Familie zu  etwa 60 Exil-Iraner losen Kontakt. Wenn jetzt noch eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung dazu kommt, ist das Glück für Familie Dehghani perfekt. Im November dieses Jahres wird aus der Duldung eine auf zwei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung. Nach weiteren 42 Monaten in einem, wie es so schön heißt, „sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis“ würde es dann den Deutschen Reisepass geben, der wichtigste Schritt, dauerhaft Wermelskirchener zu werden. Wer Ramin kennt, der kann  sehr sicher sein, dass er dieses Ziel  schaffen wird. 

Beitragsfoto: (c) Joachim Zappe