Den Beitrag von Lothar Kaiser entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid

 

In den Kommunen und Kreisen in Nordrhein-Westfalen gibt es insgesamt 54 Kommunale Integrationszentren (KI). Sie unterliegen dem zum 1. Januar 2022 neu gefassten „Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen (TInTG). Darin werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für Integration in NRW für die Zukunft verbindlich formuliert. Die Ziele sind u. a., Teilhabe und Chancengerechtigkeit zu schaffen und den Diskriminierungen und Ausgrenzungen entgegenzuwirken, denen Migrantinnen und Migranten, Geflüchtete, Neuzugewanderte und andere Personengruppen ausgesetzt sind.

Das Integrationszentren (KI) der Stadt Remscheid ist der (dem Oberbürgermeister direkt unterstellte) Fachdienst 0.17. Zu ihm zählt seit 2020 die „Abteilung Diversität und Rassismuskritische Arbeit” (FD 0.17.1). Hinzu kam 2021 sukzessive die Abteilung „Kommunales Integrationsmanagement“ (KIM). Im Januar bzw. Februar 2022 wurden zwei Vollzeitkräfte zur Fachaufsicht und zur Koordination eingestellt, zuständig für den Ablauf und Aufbau von KIM innerhalb der Stadtverwaltung und der Stadt Remscheid. Als Beraterinnen / Berater („Case Management“) gehören zum KIM vier Fachkräfte, davon eine in Teilzeit, eingestellt im September 2021, Januar 2022, März 2023 bzw. April 2023. Ferner wurden zwei Kräfte beim Caritasverband Remscheid angesiedelt (am 1.7. bzw. 1.8.2023) sowie zwei Vollzeit-Stellen bei der Diakonie im Kirchenkreis Lennep (derzeit eine Stelle besetzt seit 1.8.). Die neuen Mitarbeiter/innen sollen Neuzugewanderte sowie Personen mit Migrationshintergrund ebenso unterstützen wie andere Bereiche der Verwaltung, hier: „in den Abläufen und der Struktur bei der effektiven und effizienten nachhaltigen Integration“ der o. g. Personen. Diesen sollen individuell Unterstützungs- und Hilfsangebote vermittelt werden, die ihre Versorgung und die Teilhabechancen verbessern. Und: Sollten den KIM-Case- Manager/innen bei der Begleitung der Menschen (z. B. in Sachen Bildung, Wohnen, Arbeit, Ausländerrecht, Gesundheit) strukturelle Mängel und/oder Versorgungslücken im Verwaltungsprozess auffallen, wird von ihnen erwartet, dass sie sie dessen qualitative Weiterentwicklung anstoßen. Denn nur so könne „perspektivisch eine Verbesserung der Integrationsprozesse erreicht werden“ [aus: Handlungskonzept Kommunales Integrationsmanagement Nordrhein-Westfalen (KIM) / Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI)].

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Zum Remscheider Case-Management gehört seit September 2021 Victoria Morvai. Ihr Schwerpunkt ist die Inklusion von Zuwanderern und deren Teilhabe ungeachtet eventueller Erschwernisse / Behinderungen (die übrigen Case-Manager/innen sind auf den Feldern frühe Bildung, Arbeitsmarkt und -Übergang Schule/ Beruf tätig).

Die Monate nach Antritt ihrer neuen Stelle lernte Victoria Morvai Falah Hasan Khalaf (Foto) kennen. Der heute 27-jährige Iraker war schon 2015 als stark sehbehinderter Flüchtling nach Deutschland gekommen in der Hoffnung auf eine Berufsausbildung. Doch in Hückeswagen und Wipperfürth, wo er zunächst untergekommen war, fand sich niemand, der ihm bei der Prüfung am Ende eines Deutschkursus hätte helfen können. Ganz legal, versteht sich! Denn die Sehbehinderung von Falah Hasan Khalaf ist so groß, dass er zum Lesen von Texten sein Handy (oder einen PC) auf „starker Vergrößerung“ stellen muss. Ansonsten bleibt der Text für ihn nur schemenhaft.

Also brauchte der Iraker eine barrierefreie Deutsch-Prüfung. Dabei half Victoria Morvai. Ärztliche Atteste mussten beschafft, Anträge gestellt werden. Hilfe kam auch von Edda Grunwald, Vorlesepatin in der Stadtbücherei. Und als im August 2022 die barrierefreie Sprachprüfung schließlich anstand, las ihm Martina Pansold von der VHS Remscheid die Fragen vor. Ergebnis: B1-Status bestanden!

Im März absolvierte Khalaf auch den Test “Leben in Deutschland“. Mit 30 von 33 möglichen Punkten! Das ersparte ihm den Einbürgerungstest. Seine nächste Station auf dem Weg zu einer Berufstätigkeit ist nun das Berufsförderungswerk für Sehbehinderte in Düren. Zu wünschen ist ihm, dass seine bewegende Reise der Integration, die trotz seiner Sehschwäche bisher erfolgreich verlief, noch weitergeht.

Falah Hasan Khalaf © Lothar Kaiser