Den Beitrag entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Mediendienst Integration:

VON CARSTEN WOLF

Während der Corona-Pandemie waren ausländische Beschäftigte besonders wichtig. In systemrelevanten Berufen hielten sie häufig den Betrieb am Laufen, zum Beispiel als Reinigungskräfte, bei Paketdiensten oder in der Pflege. Eine Übersicht in Grafiken.

Mehr als jede dritte Reinigungskraft hat eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft. Auf Baustellen sind es ähnlich viele. Auch bei Lkw-Transporten, Paketzustelldiensten oder in der Altenpflege – ohne Zuwanderung würde in vielen Branchen kaum noch etwas funktionieren. Das wurde in der Corona-Pandemie besonders deutlich.

Früher arbeiteten ausländische Arbeitnehmer*innen vor allem in der Gastronomie und in Reinigungsberufen. Inzwischen haben sehr viele Branchen einen hohen Anteil von Beschäftigten nicht-deutscher Staatsangehörigkeit, viele davon gelten als systemrelevant und waren während der Pandemie deshalb besonders wichtig.

Der Anteil ausländischer Beschäftigter steigt seit Jahren: 2021 lag er bei 13,4 Prozent. Doppelt so viele wie noch 2010. Zum Vergleich: In der Bevölkerung lag der Anteil ausländischer Menschen 2020 bei 12,6 Prozent.

Die meisten ausländischen Beschäftigten in Deutschland haben eine türkische Staatsbürgerschaft, gefolgt von den Beschäftigten aus Polen. Besonders stark stieg in den letzten Jahren die Zahl der Beschäftigten aus Rumänien und Bulgarien. Und die Nicht-EU-Staaten werden immer wichtiger, seit die Zuwanderung aus der EU zurückgeht.

Was sind die Gründe?

Ein Grund ist der demographische Wandel: Jedes Jahr gehen mehr Beschäftigte in den Ruhestand, als neue nachkommen. In den technisch-naturwissenschaftlichen Facharbeiterberufen gehen auf diese Art zum Beispiel jedes Jahr etwa 130.000 Arbeitskräfte “verloren”, sagen Expert*innen. Laut einer DIHK-Umfrage hatten 2021 mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen (51 Prozent), besonders in der Baubranche und im Dienstleistungsbereich – so der jüngste “Fachkäftereport”.

Je größer die Engpässe in verschiedenen Branchen werden, desto wichtiger wird Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften. Das beobachtet auch die Arbeitsmarktforscherin Helen Hickmann, die für das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) arbeitet. Sie hat mit ihren Kolleginnen für die Friedrich-Ebert-Stiftung die Rolle von Migrantinnen in verschiedenen “Engpassberufen” untersucht. Und zwar solche, für die man eine zweijährige Berufsausbildung benötigt. Helferjobs und Stellen für Hochqualifizierte waren nicht Teil der Untersuchung.

Ein Ergebnis: In der “Mitte” der Arbeitswelt wächst der Anteil ausländischer Arbeitskräfte. Also in klassischen Mittelstandsberufen wie LKW-Fahrer, Bürokraft, Bauelektriker oder in der Altenpflege.

“Häufig Berufe, die von Deutschen weniger nachgefragt werden”

Ein weiterer Grund für die wachsende Zahl von ausländischen Beschäftigten in bestimmten Berufen: Deutsche Schulabgänger*innen bevorzugten eher akademische Berufe anstatt der klassischen Ausbildungsberufe. “Hier tun sich Lücken auf, in die ausländische Arbeitskräfte vorstoßen.” Damit federn sie heute schon die Engpässe ab, die sonst deutlich stärker spürbar wären.

In einigen Berufen sind ausländische Beschäftigte die Mehrheit

Besonders deutlich zeigt sich der Trend, wenn man einzelne Berufe anschaut. Bei Handwerksberufen im Baubereich etwa sorgt der Arbeitskräftemangel dafür, dass mehr Zuwanderer einen Job finden. In einzelnen, sehr kleinen, Berufsgruppen machen sie inzwischen sogar die Mehrheit der Beschäftigten aus, zum Beispiel bei den Tänzerinnen und Köchinnen. Die Statistik zeigt auch Kurioses: Jeder fünfte der “Zauberer/innen und Illusionist/innen” kommt aus dem Ausland. Kaum ausländische Beschäftigte findet man hingegen in der Justiz, bei Notaren oder unter den Schornsteinfeger*innen.

Beitragsfoto: In einigen Branchen arbeiten inzwischen mehr ausländische Beschäftigte als deutsche © Matthias Zomer (Pexels)