Georg Watzlawek hat im Bürgerportal Bergisch Gladbach einen Beitrag über die in Bergisch Gladbach geplanten Einbürgerungsfeiern geschrieben. Die in diesem Beitrag ebenfalls veröffentlichten Zahlen und Statements zu den rechtlichen und bürokratischen Hürden bei der Einbürgerung haben wir im folgenden Artikel verarbeitet.

255 Euro Gebühr kostet am Ende die Einbürgerung in Deutschland. Wer diese Gebühr am Ende eines langen Prozesses entrichtet, erhält hernach per Post die Urkunde und ist deutscher Staatsbürger. Schmucklos. Nüchtern. Kein Fest, keine feierliche Übergabe, kein Willkommensgruß.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis hat sich, wie das Bürgerportal Bergisch Gladbach berichtet, die Zahl der Einbürgerungsanträge in den vier Jahren von 2019 bis 2023 auf 1.214 verdoppelt und dieser Trend halte auch in 2024 an. Für die nächsten Jahre rechne die Verwaltung mit 2500 bis 3000 Anträgen pro Jahr.

In den Jahren zuvor schwankte die Zahl der Einbürgerungen zwischen 407 und 677.

Redouan Tollih, Vorsitzender des Integrationsrates in Bergisch Gladbach, kritisiert, dass es bei der formalen Einbürgerung abgesehen von langen Fristen und hohen Hürden bei der Kreisverwaltung eine sehr lange Wartezeit gebe, die derzeit bei bei rund anderthalb Jahren liege. Der Kreis müsse – auch vor dem Hintergrund weiter steigender Zahlen – deutlich mehr Personal einsetzen und die Digitalisierung voran bringen.

Nach Angaben der Kreisverwaltung würden Termine zur Abgabe der Einbürgerungsanträge innerhalb von vier bis sechs Wochen vergeben. Die anschließende Bearbeitungsdauer betrage etwa zwölf Monate und sei vom Einzelfall abhängig. Bei Menschen aus Drittländern sei der Vorgang regelmäßig komplizierter als bei Bürgerinnen und Bürgern aus EU-Staaten.

Für Redouan Tollih ist ganz wichtig, daß nunmehr doppelte Staatsbürgerschaften für alle möglich sind und nicht mehr nur für EU-Bürger:innen. „Diese Menschen bringen ihre Herkunftsidentität, ihre Sprache und ihre Werte mit – und das sollte auch wertgeschätzt werden.“ Man müsse Menschen und Identitäten zusammenbringen, anstatt sie auseinander zu dividieren.

Die Einbürgerung habe auch das volle Wahlrecht zur Folge samt passivem Wahlrecht. Menschen mit internationalem Hintergrund stellten fast ein Drittel der Bevölkerung Bergisch Gladbachs, seien im Stadtrat aber deutlich unterrepräsentiert. Die Parteien sollten noch mehr spezielle Angebote machen, um die Menschen mit Integrationshintergrund stärker zu beteiligen.