Köln | Am dritten Mai hat Rami Ali auf Facebook über den Tod des 24jährigen Shady Habash im berüchtigten Tora Gefängnis in Ägypten auf Facebook berichtet, auf der Seite der Kölner Flüchtlingshilfe wurde dieser Beitrag soeben eingestellt:

“Einsamkeit tötet”, schrieb Shady Habash aus der Zelle. Gestern ist er im berüchtigten Tora Gefängnis in Ägypten verstorben. 24 Jahre jung. Leidenschaftlicher Photograph und Musikvideoproduzent. Inhaftiert seit 800 Tagen. Ohne Prozess. Ohne Verurteilung. Dafür mit einer Reihe von Anklagen: Beleidigung des Militärs, Mitgliedschaft einer Terrororganisation, Blasphemie, Missbrauch von Sozialen Netzwerken, Verbreitung von Fake news und andere. So wie es üblich ist, für die Tausenden Politischen Gefangen in Ägypten. Sein “Verbrechen”? Er hat ein Lied für den Künstler Ramy Essam produziert, in dem der ägyptische Diktator kritisiert, als ‘balaha’, also ‘Dattel’, bezeichnet wird. Eine Metapher für einen Nichtsnutz. Satire. Das hat gereicht. 

Shady ist mit seinem Schicksal nicht allein. Neben den Tausenden anderen zu Unrecht inhaftierten Menschen, die in in den Gefängnissen wie Tora oder Al-Aqrab unter unvorstellbar grausamen Bedingungen überleben, sind alleine wegen diesem Lied/dem Künstler noch zwei andere Menschen inhaftiert. Jener, der die Facebook-Seite von Ramy Essam erstellt hat und Galal El-Behairy, von dem der Liedtext stammt. Auch er wurde zu 3 Jahren Haft verurteilt – ohne Prozess. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch ihn dasselbe Schicksal ereilt. 

Shady war nicht der erste und wird auch nicht der letzte sein.Sein Andenken aber, das sollte man bewahren.


Das war das Lied, für das er sterben musste. Es war das Vergessenwerden und die Einsamkeit, die er am meisten fürchtete. Und auch ich habe ihn vergessen. Weil sein Schicksal mittlerweile die Regel in Ägypten ist, einem Land, das immer noch als stabiler Partner der EU gilt. Shady ruht jetzt. Egal wo er ist – jeder Ort ist besser als das Tora Gefängnis.

Sein letzter Brief stammt vom Oktober letzten Jahres. Lest und verbreitet ihn: 

Prison doesn’t kill, loneliness does.I need your support, to not die.For the past two years I’ve been trying on my own to resist everything happening to me, so that I can come out of prison the same person you’ve always known, but I can’t go on.Resistance in prison means resisting yourself – protecting yourself and your humanity from the impact of what you see and live each day. It means preventing yourself from losing your mind or slowly dying, because of having been thrown into a room two years ago, being forgotten, without knowing when or how you will get out.So I’m still in prison. Every 45 days I go before a judge who gives me another 45 days in jail, without even looking at me nor the papers of the case in which everyone else was released 6 months ago. Anyhow, my next court appearance will be Tuesday November 19th.I need your support, and I need you to remind them of me being still in prison, and that they’ve forgotten me – and that I’m dying slowly because I know I’m standing alone in front of everything. I know that a lot of friends who love me are afraid to write about me, thinking I will be released anyway without their support.I need you, and I need your support more than ever.- 

Shady Habash, Oct 26th 2019

الله يرحمك و يحسن إليك و يصبر اهلك و حبايبك علي فراقك.لكم يوم. لكم يوم. لكم يوم.