Hannover | Mehr als 800 gerettete Menschen befinden sich aktuell an Bord der SEA-EYE 4. Diese große Zahl von Geretteten auf einem der Bündnisschiffe von United4Rescue ist ein trauriger Rekord der Seenotrettungstätigkeit, wie aus einem Newsletter von Dr. Thies Gundlach und Liza Pflaum vom Vorstand von United4Rescue hervorgeht.
In einem gemeinsamen, nächtlichen Einsatz kamen die Rettungsteams der Organisationen Sea-Eye e.V. und Mission Lifeline e.V. einem völlig überfüllten, leckgeschlagenen Holzboot zu Hilfe – und brachten sie an Bord der SEA-EYE 4. Es war der siebte dramatische Rettungseinsatz in kaum 24 Stunden!
Obwohl die zuständigen staatlichen Stellen in Malta über viele Stunden von dem Seenotfall informiert waren, wurde keinerlei Hilfe eingeleitet oder koordiniert. Trotz der großen Entfernung zum Notfall und der knapp vierhundert Geretteten, die sich bereits an Bord der SEA-EYE 4 befanden, entschieden die Einsatzleiter:innen von Sea-Eye und Mission Lifeline, dem Boot zu Hilfe zu kommen.
Die RISE ABOVE, das kleine, schnellere Rettungsschiff von Mission Lifeline, erreichte das lecke Holzboot zuerst. Mehrere Menschen waren ohne Schwimmwesten im Wasser und konnten gerettet werden. Die SEA-EYE 4 traf kurze Zeit später ein. Die Besatzungen der Rettungsboote versorgten alle Menschen umgehend mit Rettungswesten, beruhigten sie und stabilisierten zunächst die gefährliche Situation. So konnte ein Kentern durch Panik verhindert werden. Medizinische Notfälle wurden als Erste auf die SEA-EYE 4 evakuiert, eine Person konnte erfolgreich noch auf einem Rettungsboot auf dem Weg zur SEA-EYE 4 reanimiert werden. Erst um Mitternacht war die Evakuierung aller Bootsflüchtlinge auf die SEA-EYE 4 abgeschlossen.
Jetzt befinden sich mehr als 800 Menschen an Bord der SEA-EYE 4. Nicht nur für die Geretteten, sondern auch für die 24köpfige Besatzung ist die Situation an Bord eine extreme Belastung. Es braucht nun öffentliche Aufmerksamkeit. Wir fordern:
STOPPT DIE UNTERLASSENE HILFELEISTUNG!
Die zuständigen EU-Staaten wie Malta und Italien müssen unmittelbar ihrer staatlichen Verantwortung nachkommen. Notrufe dürfen nicht ignoriert werden, sondern die Küstenwache muss immer sofort zu Hilfe kommen, wo Hilfe gebraucht wird!
LASST SIE AN LAND!
Die Situation auf der SEA-EYE verlangt die sofortige Zuweisung eines sicheren Hafens. Viele Hundert geschwächte, traumatisierte Bootsflüchtlinge dürfen nicht tage- oder wochenlang auf einem Schiff gehalten werden. Politik darf keine Rolle spielen, wenn es um die Gesundheit und das Leben von Menschen geht. Alle Geretteten müssen sofort an Land gebracht werden!
DEUTSCHLAND MUSS HELFEN – OHNE WENN UND ABER
Angesichts der Ausnahmesituation auf der SEA-EYE 4 muss schnell geholfen werden. Die deutsche Bundesregierung hat alle Möglichkeiten zu helfen und kann vorangehen. Hunderte Städte und Kommunen in unserem Land stehen bereit, die Geretteten unverzüglich aufzunehmen!
Wir appellieren auch an die Gesprächspartner:innen in den derzeitigen Koalitionsverhandlungen: Die Situation auf der SEA-EYE 4 zeigt wie unter einem Brennglas, dass die Abschottungspolitik der vergangenen Jahre keine Lösung ist. Es braucht die Rückkehr zu staatlicher Seenotrettung und endlich sichere, legale Fluchtwege, um aus diesem selbstgemachten Krisenmodus herauszukommen. Die derzeitige Situation an den Europäischen Außengrenze ist das Gegenteil von Humanität und Ordnung, die uns immer wieder von politischer Seite angekündigt wurde.
Bitte macht mit euren Mitteln und Möglichkeiten auf die Lage der SEA-EYE 4 aufmerksam. Leitet diese E-Mail weiter und postet in den Sozialen Netzwerken! Gemeinsam können wir so politischen Druck aufbauen und den Menschen an Bord unseres Bündnisschiffes zeigen: Ihr seid nicht allein, wir stehen hinter euch!