Die Belastung für die Kommunen durch die Aufnahme von Flüchtlingen ist in aller Munde. Unicef hat nun die Perspektive gewechselt und lässt geflüchtete Kinder zu Wort kommen.

Flüchtlingsunterkünfte sind nach Einschätzung von Unicef keine kindgerechten Orte. Dennoch müssten Kinder und Jugendliche dort Monate und mitunter sogar Jahre verbringen, wie eine heute in Köln veröffentlichte Studie des Kinderhilfswerks in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte ergab.

Die Studie sei bewusst nicht repräsentativ und bestehe aus einer qualitativen Befragung von 50 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren aus ganz Deutschland. Es gehe um einen Perspektivwechsel in der derzeitigen Flüchtlingsdebatte.

Die Kinder und Jugendlichen erlebten demnach die häufig beengten Wohnverhältnisse als belastend und wünschen sich mehr Privatsphäre. Nicht alle könnten zur Schule gehen, viele wünschten sich mehr soziale Kontakte außerhalb der Unterkunft.

Ein 15 Jahre altes Mädchen: «Das ist nicht das Leben. Das ist sozusagen ein Stopp für das Leben.» Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider berichtete von einer syrischen Familie, die jetzt seit zehn Jahren auf der Flucht sei. Einer ihrer Söhne sei zehn Jahre alt, habe die Heimat nie kennengelernt und könne sich in vier Sprachen verständigen. «In Deutschland lebt er jetzt in einem Container hinter einem Zaun», so Schneider.

Der persönliche Spint eines jungen Mädchens lasse sich nicht abschließen, so dass der Blick immer gleich auf die darin aufbewahrten Hygieneartikel falle. Nicht selten würden Kinder getrennt von ihrer Familie untergebracht oder aber zusammen mit einer anderen Familie in einem Raum, so Unicef.

Im Kontakt mit der Außenwelt müssten Kinder mit der Erfahrung zurechtkommen, dass Menschen ihnen ausweichen. Ein 17-Jähriger schilderte: «Wenn ich in der Bahn bin, haben die Leute irgendwie Angst. Ich spüre das. Ich hab das gesehen. An einem Tag war die Bahn voll. Ich saß auf einem Viererplatz. Die Bahn war voll, aber keiner wollte neben mir sitzen. Ich verstehe nicht, warum.»

Als Konsequenz aus der Studie fordern Unicef Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte eine dezentrale Unterbringung von Familien und den unmittelbaren Zugang zu Kindergarten, Schule oder Ausbildung. Der stellvertretende Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Michael Windfuhr, sagte, laut UN-Kinderrechtskonvention hätten geflüchtete Kinder und Jugendliche Anspruch auf den gleichen Schutz und die gleiche Unterstützung wie alle anderen in Deutschland lebenden Kinder.

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